Der Ärger wächst! Mittlerweile erhebt auch die comdirect Negativzinsen. Sie nennt es in ihrem Preis- und Leistungsverzeichnis fast ein bisschen schmeichelhaft “Verwahrentgelt”. Letztlich ist die Bezeichnung egal: Minuszinsen, Strafzinsen oder Guthabengebühr – gemeint ist immer, dass Sie als Kunde einen Preis an die Bank zahlen müssen, wenn Sie Guthaben auf dem Konto haben.
Im Überblick
● Die comdirect Negativzinsen fallen auf alle tagesfälligen Sichteinlagen an.
● Es werden 0,5 Prozent p.a. fällig. Abgerechnet wird monatlich.
● Auf Ihrem Kontoauszug steht aus juristischen Gründen statt Negativzins der Begriff “Verwahrentgelt”.
● Es gibt einen Freibetrag. Er liegt aktuell bei 50.000 Euro.
● Bestandskunden (Kontoeröffnung vor dem 17. Januar 2020) zahlen (meistens) keinen Negativzins.
● Es gibt Wege aus der Negativzinsfalle.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- 1. Das Phänomen Negativzinsen – jetzt auch bei der comdirect
- 2. Die Begründung für die comdirect Negativzinsen
- 3. Auf diese Konten erhebt die comdirect Negativzinsen
- 4. Die Freibeträge bei der comdirect
- 5. comdirect Negativzinsen auch für Geschäftskonten?
- 6. comdirect Negativzinsen – eine never ending story?
- 7. Exkurs: Wie der tatsächliche Realzins Ihr Geld zunichtemacht!
- 8. comdirect Negativzinsen: Die rechtliche Situation
- 9. Negativzinsen und die Steuer
- 10. Die Folgen der comdirect Negativzinsen für die einzelnen Sparergruppen
- 11. Die andere Seite: Dem Himmel sei Dank für die Negativzinsen!
- 12. Fazit – Wie Sie das Beste aus den comdirect Negativzinsen machen!
- 13. FAQ – Häufige Fragen und Antworten zu comdirect Negativzinsen
- Auf welche Konten erhebt die comdirect Negativzinsen?
- Wie hoch ist der Zinssatz für Negativzinsen bei der comdirect?
- Räumt die comdirect einen Freibetrag ein?
- Was ist, wenn Sie mehrere Konten bei der comdirect haben?
- Lohnt sich eine Klage gegen die comdirect Negativzinsen?
- Müssen Kinder auch Negativzinsen bei der comdirect zahlen?
- Können Sie mit der comdirect andere Konditionen aushandeln?
- Wie können Sie die comdirect Negativzinsen vermeiden?
- Können Sie den Strafzins steuerlich geltend machen?
- Gibt es für Unternehmen Sonderregelungen?
- Quellen
1. Das Phänomen Negativzinsen – jetzt auch bei der comdirect
Die comdirect Bank Aktiengesellschaft wurde 1994 als Direktbank gegründet. Erklärtes Ziel waren kostengünstige und attraktive Leistungen für die Kunden. Das erste angebotene Produkt war das “Wahnzins-Konto” – ein Tagesgeldkonto für kurzfristige Geldanlagen oder auch für die Abwicklung von Währungsgeschäften. 2020 wurde die Bank mit der Muttergesellschaft Commerzbank verschmolzen. Sie wird unter der Marke comdirect weitergeführt.
Das damalige Wahnzins-Konto ist lange Geschichte, lebt aber sinnbildlich heute als Negativzinskonto wieder auf. Seit dem 1. Dezember 2019 erhebt die comdirect unter bestimmten Bedingungen Strafzinsen auf Sichteinlagen. Seitdem werden die Regeln für die Erhebung der Negativzinsen bei der comdirect stetig verschärft. Die Schlinge um den Hals der Bankkunden zieht sich mehr und mehr zu.
2. Die Begründung für die comdirect Negativzinsen
Es ist die Not der geplagten Banken, die eine Erhebung der Minuszinsen zwingend notwendig mache. So schallt es unisono aus den Vorstandsetagen der Kreditinstitute. Schuld seien die geldpolitischen Maßnahmen! Was ist passiert?
Seit Jahren kränkelt die Konjunktur: Verbraucher konsumieren zu wenig und die Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück. Das soll mit geldpolitischen Anreizen geändert werden. Niedrige Zinsen sollen helfen, dass die Nachfrage nach Krediten steigt und sowohl Investoren als auch Konsumenten mit diesem Geld die Wirtschaft ankurbeln.
Soweit die Theorie. Tatsächlich sind die Zinsen mittlerweile auf null oder darunter gesunken – und trotzdem liegt die Liquidität oft wie Blei auf den Konten der Kreditinstitute. Banken müssen diese überschüssigen Gelder zu einem festgelegten Anteil am Ende eines Geschäftstages bei der Notenbank verwahren. Dafür bekommen sie nicht wie früher einen Zins, sondern zahlen dafür.
Info
Der offizielle Begriff für diesen Vorgang lautet “Einlagefazilität zur Vermeidung eines Liquiditätsüberschusses bei den Geschäftsbanken”. Den Zinssatz dafür bestimmt die Europäische Zentralbank.
Die Banken stecken damit in einem Dilemma. Zum einen bricht das lukrative Kreditgeschäft weg, weil weder Unternehmen noch Verbraucher großes Interesse an Krediten haben. Zum anderen parken die Menschen ihre Liquidität verstärkt auf den Giro- und Tagesgeldkonten, weil es sich nicht lohnt in Zinsanlagen zu investieren. Der Zins ist einfach zu niedrig.
Die Banken sitzen also auf einer hohen Liquidität, müssen diese am Ende des Tages bei der Notenbank einlagern und zahlen dafür eine Gebühr. Seit September 2019 sind das 0,5 Prozent. Und genau diese 0,5 Prozent geben sie an ihre Kunden weiter. Das ist zumindest die öffentlich verbreitete Begründung der Banken. Die comdirect schließt sich dieser Argumentation an.
Bevor der Einlagenzins bei der EZB ins Minus rutschte, erhielten die Banken für das nächtliche Parken von Kundengeldern auf einem EZB-Konto einen Zins gutgeschrieben. Wurde der an die Kontoinhaber weitergegeben – wie jetzt der Negativzins?
3. Auf diese Konten erhebt die comdirect Negativzinsen
Die Produktpalette der comdirect umfasst verschiedene Kontomodelle. Diese Konten sind von dem Strafzins betroffen:
- Girokonto plus
- Girokonto Konditionsmodell bis 14.02.2021
Dies gilt für Kunden, die ihr Konto bis zum 14.02.2021, eröffnet haben und sich nicht aktiv für ein neues Konditionsmodell entschieden haben.
- JuniorGiro
- Tagesgeld Plus-Konto
- Basiskonto
- Verrechnungskonto
- Wertpapierkreditkonto
- CFD-Konto
Wichtig
Die comdirect Negativzinsen betragen 0,5 Prozent pro Jahr.
Der Negativzins wird berechnet auf die Summe aller unter einer identischen Kundennummer geführten Konten – abzüglich eines Freibetrages!
4. Die Freibeträge bei der comdirect
Seit dem 1. Juli 2021 gilt bei der comdirect ein Freibetrag von 50.000 Euro. Haben Sie mehrere Konten bei der comdirect, dann gilt der Freibetrag nicht für jedes einzelne Konto: Die Guthaben auf allen Konten werden addiert. Von dieser Summe Ihrer Guthaben wird dann der Freibetrag von 50.000 Euro abgezogen. Die Berechnung erfolgt monatlich auf Basis von 30 Monatstagen und 360 Tagen im Jahr. Der jeweilige Zinsbetrag wird Ihrem Konto zu Beginn des Folgemonats belastet.
Beispiel zur Berechnung der comdirect Negativzinsen:
Sie haben bei der comdirect ein normales Girokonto und ein Verrechnungskonto für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften. Zusätzlich noch ein Tagesgeld Pluskonto (ein Relikt aus besseren Zinszeiten) und ein Junior Giro Konto für Ihren minderjährigen Sohn.
Girokonto | 35.000 Euro |
Verrechnungskonto | 180.000 Euro |
Tagesgeld Pluskonto | 50.000 Euro |
Junior Giro Konto | 25.000 Euro |
Insgesamt haben Sie ein Guthaben von 290.000 Euro auf den verschiedenen Konten. Das monatliche Verwahrentgelt beträgt:
((Summe Ihrer Guthaben – Freibetrag) x Negativzins der Bank) : 360 x 30 = Betrag Negativzins pro Monat
((290.000 Euro – 50.000 Euro) x 0,5 Prozent) : 360 Tage x 30 Tage = 100 Euro pro Monat
Ihr Geldvermögen reduziert sich durch den Negativzins unaufhaltsam – Monat für Monat. In diesem Beispiel sind es 100 Euro. Im Folgemonat reduziert sich der Betrag minimal, da der Negativzins auf das durchschnittliche Guthaben Ihrer Konten berechnet wird. Und das sinkt monatlich um den in Rechnung gestellten Strafzins:
((290.000 Euro – 100 Euro – 50.000 Euro) x 0,5 Prozent) : 360 Tage x 30 Tage = 99,95 Euro pro Monat
Wichtig
Sind Sie Bestandskunde bei der comdirect und haben Ihr Konto vor dem 17. Januar 2020 eröffnet, dann müssen Sie keine Negativzinsen zahlen – unabhängig von der Höhe Ihres Guthabens. Aber Achtung: Bei dauerhaft auffällig hohen Guthaben schreibt die comdirect ihre Kunden an und versucht eine individuelle Vereinbarung abzuschließen.
5. comdirect Negativzinsen auch für Geschäftskonten?
Die Eröffnung eines Geschäftskontos ist bei der comdirect – einer Direktbank – nicht möglich. Anfragen zu einem Unternehmenskonto werden automatisch zur Commerzbank, der Muttergesellschaft, weitergeleitet. Kleinunternehmer, Freiberufler und Selbständige sind gesetzlich nicht verpflichtet, ihre finanziellen Transaktionen über ein Geschäftskonto abzuwickeln. Sie könnten auch ein ganz normales Privatkonto nutzen.
Info
Der Gesetzgeber schreibt lediglich für Kapitalgesellschaften die Führung eines Geschäftskontos vor. Das betrifft zum Beispiel die Firmenformen Aktiengesellschaft, GmbH, UG, eG oder eV und KGaA. Sie werden als juristische Person mit eigenständiger Geschäftsverantwortung und Rechtsverantwortung eingeordnet.
Die Idee, ein Privatkonto für den geschäftlichen Zahlungsverkehr zu nutzen, mag schlau sein – und vor allem für Kleinunternehmer und nebenberufliche Freiberufler verlockend. Allerdings erweist sich das als Sackgasse: Die comdirect erlaubt ausschließlich die private Nutzung des Kontos. Abgeprüft wird das direkt im Antrag zur Kontoeröffnung mit der Frage, zu welchem Zweck das Konto genutzt wird. Lautet die Antwort nicht privat, wird der Antrag abgelehnt.
6. comdirect Negativzinsen – eine never ending story?
Die aktuelle Zinssituation ist gewollt und bewusst herbeigeführt – von Politik und Notenbanken. Mittelfristig ist am geldpolitischen Horizont keine grundsätzliche Änderung zu sehen. Wenngleich die deutlichen inflationären Tendenzen bei der einen oder anderen verantwortlichen Stelle Nachdenklichkeit auslöst.
Banken verdienen mit und am Geld ihrer Kunden. Das ist das Geschäftsmodell. Eine einmal entdeckte Einnahmequelle – wie die Erhebung von Negativzinsen – wird keine Bank freiwillig wieder aufgeben. Die comdirect wird keinen Alleingang wagen und die hauseigenen Negativzinsen abschaffen. Dazu machen sich die durch das Verwahrentgelt eingenommenen Gelder zu gut in der Bilanz.
Und die große Geldpolitik? Wir erleben seit Jahren eine “Geldschwemme” – Geld ist billigst zu haben. Es lohnt sich – auch und vor allem für Länder und Regierungen – Schulden zu machen. Auch der Deutsche Staat verdient daran: Die Rendite Deutscher Staatsanleihen ist seit 2019 negativ, was im Klartext heißt: Der Staat zahlt weniger zurück, als er an Schulden aufgenommen hat!
Wichtig
Die comdirect Negativzinsen werden nicht so schnell verschwinden. Wahrscheinlicher ist, dass die Freibeträge weiter abgesenkt werden und die Situation für Bankkunden weiter verschärft wird.
Für Anleger und Sparer ist die Kombination aus Inflation und der aktuellen Zinslage ein Turbo bei der Vernichtung ihres Geldvermögens.
7. Exkurs: Wie der tatsächliche Realzins Ihr Geld zunichtemacht!
In einer Pressemitteilung vom 19. Januar 2022 titelt die comdirect: “Rekord-Realzinsverlust in 2021- Inflation kostet die deutschen Sparer pro Kopf fast 1.000 Euro”. Die Lage für den deutschen Sparer sei dramatisch: Durchschnittlich habe jeder Deutsche seit 2010 gut 2.700 Euro verloren. Nur durch Inflation! Negativzinsen noch gar nicht inbegriffen.
Es ist eine Tatsache, dass mit Festzinsanlagen kein Vermögen im Wert erhalten geschweige denn vermehrt werden kann!
Nach einer Analyse des Finanzsenders Bloomberg waren die Realzinsen seit 1968 in Deutschland im Schnitt negativ. Die Inflation war höher als der Nominalzins.
Realzins = Nominalzins – Inflationsrate
Beispiel
Inflationsrate | 4 Prozent |
Nominalzins | 1,5 Prozent |
Realzins | -2,5 Prozent |
oder
Inflationsrate | 4 Prozent |
Nominalzins | -0,5 Prozent |
Realzins | -4,5 Prozent |
Rechnen Sie die aktuellen Verwahrentgelte in Höhe von 0,5 Prozent dazu, dann landen Sie in den Beispielen bei -3,0 Prozent bzw. -5,0 Prozent Vermögensminderung pro Jahr.
Für jeden einzelnen Anleger und Sparer ist es allerhöchste Zeit, sich mit einem wirklichen und nachhaltigen Vermögensaufbau zu beschäftigen. Negativzinsen vermeiden und Erträge erwirtschaften mit Investments, die halten, was sie versprechen. Wir bei LeoRes haben die Kompetenz und die Erfahrung. Lesen Sie für einen ersten Einblick in unser Tun den ausführlichen Ratgeber zum Thema “Negativzinsen vermeiden”.
8. comdirect Negativzinsen: Die rechtliche Situation
Im Grunde ist es ganz einfach: Wer Schulden hat, der muss Zinsen zahlen. So ist das deutsche Recht. In § 488 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) heißt es: “Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen.”
Nun sind Sie als Bankkunde mit Guthaben auf dem Konto nicht der Schuldner, sondern der Gläubiger! Sie leihen der Bank Geld. Und die Bank verleiht das Geld (als Kredit) weiter und kassiert dafür einen Zins. Die comdirect und alle anderen Kreditinstitute wissen genau um diese rechtliche Situation. Sie versuchen deshalb die geforderten Strafzinsen als Verwahrentgelt zu deklarieren.
Nur: Guthaben auf dem Konto werden nicht verwahrt, sondern für das normale Bankgeschäft weiterverwendet. Die Banken verdienen damit Geld! Ihnen als Bankkunde wird nicht mitgeteilt, ob Ihr Guthaben weiterverliehen wird – oder ob es im Banktresor vor sich hin schlummert.
Heben Sie Ihr Geld vom Konto ab und legen es in ein Bankschließfach, dann sieht die Sache anders aus. Es handelt sich dann tatsächlich um eine Verwahrung – und Sie zahlen völlig zu Recht eine Gebühr für die Nutzung des Schließfaches.
Was Sie auch nicht wissen: Wird Ihr Guthaben, für das die comdirect Negativzinsen verlangt, tatsächlich bei der Notenbank kostenpflichtig geparkt? Das wird nicht offengelegt. Das hat gute Gründe, denn tatsächlich wird nur ein Teil der Sichtguthaben abends zur Notenbank transferiert.
Seit Oktober 2019 ist der Einlagenzins bei der EZB negativ: Banken zahlen 0,5 Prozent dafür. Zum gleichen Zeitpunkt führte die EZB großzügige Freibeträge zur Entlastung der Banken ein: Der Zins wird erst fällig, wenn der Betrag das Sechsfache der Mindestreserve überschreitet.
Was ist die Mindestreserve?
Banken sind verpflichtet, Liquiditätsreserven auf Konten der EZB zu halten. Die Höhe berechnet sich als Prozentsatz der kurz- und mittelfristigen Einlagen bei dem jeweiligen Kreditinstitut (Giro-, Termin- und Sparguthaben). Das ist der Mindestreservesatz. Er beträgt zur Zeit 1,0 Prozent. Konkret: Ein einziges Prozent der Kontoeinlagen MUSS bei der Notenbank liegen.
Für die comdirect wird der negative Einlagenzins bei der Notenbank also überhaupt erst fällig, wenn sie mehr als das Sechsfache dieser Mindestreserve dort einlagert. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Bilanzen einer ganzen Reihe von Banken offenlegen, dass sie mehr Minuszinsen von ihren Kunden einnehmen als sie selbst bei der Notenbank bezahlen müssen.
Verbraucherschützer versuchen diesen Sachverhalt in der öffentlichen Diskussion zu verdeutlichen. Mit unterschiedlichen Argumentationsketten klagen sie gegen die Kreditinstitute. Zuletzt hat der Verbraucherzentrale Bundesverband vor dem Landgericht Berlin ein Urteil erstritten: Das Gericht vertrat die Auffassung, dass es eben keine Sonderleistung sei, Sichteinlagen auf Girokonten zu “verwahren” und deshalb auch kein wie auch immer geartetes Verwahrentgelt erhoben werden dürfe. Sollte dieses Urteil rechtskräftig werden, muss die Bank die unrechtmäßig erhaltenen Entgelte rückerstatten, und zwar ohne dass die Kunden dies explizit einfordern.
Ganz neu und aktuell: Negativzinsen widersprechen Girovertrag
Nach einem brandneuen Urteil des Landgerichts Düsseldorf (Az. 12 O 34/21) sind Negativzinsen rechtswidrig. Begründung: Als Kunde müssen Sie Geld auf Ihrem Konto lagern dürfen, um die anderen Dienstleistungen der Bank nutzen zu können. Dafür bezahlen Sie eine Kontoführungsgebühr. Ein zusätzliches Verwahrentgelt sei eine doppelte Forderung für die gleiche Leistung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Info
Die Erhebung von Negativzinsen erscheint – mit gesundem Menschenverstand betrachtet – klar gegen unser Rechtsverständnis von Gläubiger und Schuldner zu verstoßen. Wie immer liegt das Problem im Detail – und in der Kreativität der Bank bei der Argumentation für die Strafzinsen (Pardon: Verwahrentgelte).
Letztlich ist hier der Bundesgerichtshof (BGH) gefragt. Wir dürfen auf eine Entscheidung diesbezüglich sehr gespannt sein.
Klar ist: Auch die Kunden der comdirect sitzen in der Falle der Negativzinsen. Der Ausweg ist nicht das Warten auf die BGH-Entscheidung, sondern die aktive Beschäftigung mit der eigenen Vermögensplanung. Der erste Schritt dahin: Berechnen Sie genau, was die comdirect regelmäßig von Ihrem Geldvermögen unter dem Deckmantel des Negativzinses abzwackt. Das geht einfach mit unserem Negativzinsrechner. Probieren Sie es aus – schnell und kostenlos.
9. Negativzinsen und die Steuer
In einem juristischen Gutachten vom 1. Oktober 2019 kommt Kai-Oliver Knops, Professor für Zivil- und Wirtschaftsrecht an der Universität Hamburg, zu dem Schluss, dass Negativzinsen illegal, schon gar keine Zinsen und im besten Fall “sonstige Abgaben” seien. Der Zins sei eine Vergütung für Kapital, was beim Negativzins ja definitiv nicht der Fall sei.
Unter dieser Prämisse stellt sich die Frage nach der steuerlichen Absetzbarkeit der Strafzinsen. Folgt man dem Wort Zins im eigentlichen Sinne, gäbe es in der Steuererklärung zwei Möglichkeiten:
- negative Einkünfte aus Kapitalvermögen
- Kreditzinsen
In beiden Fällen können Zinsen unter bestimmten Voraussetzungen zumindest teilweise steuermindernd geltend gemacht werden.
Das Bundesfinanzministerium stellte dazu klar, dass Negativzinsen keine Zinsen im Sinne des Einkommenssteuergesetzes seien. Eine explizite Verrechnung mit positiven Kapitaleinkünften sei nicht möglich. Solche Kosten seien mit dem Sparerpauschbetrag (801 Euro) abgegolten.
Das gilt für Privatpersonen. Unternehmen können Negativzinsen unter dem Konto “Nebenkosten des Geldverkehrs” als betrieblichen Aufwand absetzen.
Wichtig
Verbraucherschützer beißen auf Granit: Auch die comdirect Negativzinsen, die auf privat genutzten Konten anfallen, können nicht steuerlich geltend gemacht werden. Für Geschäftskonten ist das möglich – die comdirect bietet allerdings keine Konten für Unternehmen an.
10. Die Folgen der comdirect Negativzinsen für die einzelnen Sparergruppen
Das Thema Negativzinsen scheint in aller Munde und hinreichend in der einschlägigen Presse behandelt zu sein. Die immer gleichen Schlagworte helfen im Einzelfall selten weiter. Beim genauen Hinschauen werden Sie feststellen, dass auf der einen Seite die Politik die geldpolitischen Maßnahmen als wirtschaftlich notwendig verteidigt. Auf der anderen Seite sind da die Banken wie die comdirect, die es geschickt verstehen, die aktuelle Zinssituation in ihr Geschäftsmodell zu integrieren und hübsche Profite damit einstreichen.
Was bedeuten Strafzinsen für die einzelnen Sparergruppen? Jeder, der Geld anspart, hat ein Ziel vor Augen: Finanzierung des Führerscheins, Absicherung von Studium und Ausbildung, Notgroschen, Altersvorsorge, ein Haus für die Familie oder der nächste Urlaub.
Kinder und Jugendliche Schon immer hatten Kinder ein Sparkonto oder ein Sparschwein, mit dem sie spielerisch an das Thema Sparen und Zinsen bekommen herangeführt wurden. |
Berufseinsteiger Schon immer hatten Kinder ein Sparkonto oder ein Sparschwein, mit dem sie spielerisch an das Thema Sparen und Zinsen bekommen herangeführt wurden. |
Familien Die Gründung einer Familie verändert das Sparverhalten meist nachhaltig: Es muss für alles Mögliche vorgesorgt werden: die Ausbildung der Kinder, ein kindgerechtes Auto, ein Eigenheim oder das eigene Alter. |
Gutverdiener Je höher das Geldvermögen, umso bedrohlicher sind die Negativzinsen. Wie den Kapitalstock erhalten und bestenfalls vermehren? |
Rentner und Pensionäre Im Ruhestand steht das bisher Ersparte im Mittelpunkt der Überlegungen. In aller Regel gibt es keine Einnahmen mehr aus einer Erwerbstätigkeit – gelebt wird von der Rente / Pension und dem angesparten Kapitalstock. Und der schmilzt bei einem Negativzins dahin. |
Erben Ein ererbter Geldsegen bedeutet: Der Eigentümer muss sich mit Negativzinsen auseinandersetzen und entscheiden, wie er das Geld sinnvoll anlegt, ohne dass Monat für Monat ein Verwahrentgelt fällig wird und die Erbschaft empfindlich schmälert. |
Unternehmen Sie haben meist deutlich höhere Liquiditätsanforderungen als Privatpersonen: Regelmäßige Zahlungen für Löhne und Gehälter, Sozialleistungen, Wareneinkauf etc. sprengen sehr schnell die üblichen Freibeträge. Die Verteilung der Gelder auf unterschiedliche Konten ist immer auch mit zusätzlichen Kosten verbunden. |
Wichtig
Die über Jahrzehnte vertrauten Verhaltensweisen beim Sparen und Anlegen werden mit den comdirect Negativzinsen infrage gestellt. Tatsächlich haben die altbewährten Zinskonzepte noch nie wirklich gut funktioniert und heute gilt: Zinsanlagen sind endgültig obsolet. Der Blick muss sich auf andere Investmentformen richten.
11. Die andere Seite: Dem Himmel sei Dank für die Negativzinsen!
Die breite Diskussion über die Vernichtung des Geldvermögens durch die Negativzinsen hat auch etwas Gutes: In den Medien wird auf allen Kanälen über andere, bessere Anlageformen berichtet. In You-Tube-Videos, in Finanzblogs oder auf Instagram wird Grundlagenwissen zu langfristigem Vermögensaufbau vermittelt.
Aktien und ETFs, Edelmetalle, offene Immobilienfonds oder Alternative Investmentfonds rücken in den Fokus. Endlich bewegt sich etwas in Deutschland, einem Land der unwissenden Angsthasen hinsichtlich Kapitalanlagen. Die sträflich vernachlässigte Finanzbildung findet ihren Weg sowohl zu Kleinsparern als auch zu Vermögenden. Die Abhängigkeit von provisionsgetriebenen Bankmitarbeitern wackelt. Und das ist gut so!
Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, jedem interessierten Anleger ein maßgeschneidertes Konzept zum langfristigen Vermögensaufbau anzubieten. In ausführlichen Ratgebern werden alternative Anlageformen verständlich erklärt und Risikoabwägungen vorgenommen: Wie Sie in Sachwerte investieren oder auch wie Sie Negativzinsen berechnen.
Wichtig
Negativzinsen oder Verwahrentgelte werden auf längere Sicht zum Standardprogramm der Banken gehören. Sie sind für viele Anleger und Sparer Anlass für ein strategisches Umdenken bei Ihrem Vermögenserhalt und -aufbau.
12. Fazit – Wie Sie das Beste aus den comdirect Negativzinsen machen!
“Bank neu denken” – das ist der aktuelle Slogan der comdirect. Ein Schelm, der dabei an den Negativzins denkt. “Vermögensaufbau und Geldanlage neu denken” – das ist das, was Sie sich auf Ihre persönliche To-Do-Liste schreiben müssen. Negativzinsen sind hoffentlich der Tropfen auf den heißen Stein, der Bankkunden und Anleger wachrüttelt: Nehmen Sie Ihre Finanzen in die eigene Hand! Lassen Sie Ihr Geld in produktiven Assets wie Aktien und ETFs arbeiten und Erträge erwirtschaften. Diversifizieren Sie weitere inflationsgeschützte Sachwerte wie Edelmetalle oder Alternative Investmentfonds. Die comdirect Negativzinsen können Sie zwar nicht verhindern, aber vermeiden!
13. FAQ – Häufige Fragen und Antworten zu comdirect Negativzinsen
Auf welche Konten erhebt die comdirect Negativzinsen?
Auf alle Kontomodelle mit Sichteinlagen, die täglich verfügbar sind.
Wie hoch ist der Zinssatz für Negativzinsen bei der comdirect?
Zurzeit berechnet die comdirect Negativzinsen in Höhe von 0,5 Prozent p.a.
Räumt die comdirect einen Freibetrag ein?
Ja. Er beträgt aktuell 50.000 Euro. Tendenz sinkend.
Was ist, wenn Sie mehrere Konten bei der comdirect haben?
Der Freibetrag wird einmal für die Summe aller unter einem Namen geführten Konten gewährt.
Lohnt sich eine Klage gegen die comdirect Negativzinsen?
Widerstand ist jedenfalls angesagt. Verschiedene Verbraucherzentralen haben gegen einzelne Banken Klagen angestrengt. Das letzte Wort (Urteil) ist aber noch nicht gesprochen.
Müssen Kinder auch Negativzinsen bei der comdirect zahlen?
Übersteigt das verfügbare Guthaben 50.000 Euro, müssen auch Minderjährige den Strafzins zahlen.
Können Sie mit der comdirect andere Konditionen aushandeln?
Verhandlungen sind aktuell nur für Bestandskunden (Kontoeröffnung vor dem 17. Januar 2020) möglich. Ob es im Einzelfall anders ist, dazu gibt es keine offiziellen Angaben.
Wie können Sie die comdirect Negativzinsen vermeiden?
Sie können zu einer Bank wechseln, die (noch) keine Negativzinsen erhebt oder Ihre Gelder auf mehrere Banken verteilen. Die bessere Alternative ist, sich mit einer Strategie zum langfristigen Vermögensaufbau unabhängig von den Empfehlungen einer Bank zu machen.
Können Sie den Strafzins steuerlich geltend machen?
Nein, als Privatperson ist das leider nicht möglich.
Gibt es für Unternehmen Sonderregelungen?
Die comdirect bietet keine passenden Konten für Unternehmen und Selbständige an. Die Konten dürfen nur für private Zwecke genutzt werden.
Quellen
www.dejure.org, www.forbes.com, www.boerse-online.de, www.bundesbank.de, www.verbraucherzentrale.de, www.wiwo.de, www.steuertipps.de, www.focus.de, www.finanzfluss.de, www.focus.de;